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Schachen … da berühren sich Himmel und Erde

Liebe Schachenfreunde,

nach 15 Jahren Schachen ist es für mich der Punkt gekommen, das Zepter an die nächste Generation weiter zu geben und in meinen Erinnerungen und Erfahrungen zu schwelgen. Doch was war in vergangenen Jahren und warum ist der Schachen für viele so bedeutungsvoll?

Eine Zeit, der ich viel zu verdanken habe, geht zu Ende. Ich habe viel gelernt, wurde geprägt, viele nette Menschen kennen gelernt und Freunde fürs Leben gefunden. Diese Zeit hat bei mir Spuren hinterlassen und ich in Ihr. Spuren, die sicherlich verblassen aber Sie werden ewig getragen sein.

Jedes Jahr habe ich mich ein Jahr lang mit dem Schachen beschäftigt. Es fand das erste Interessententreffen statt, dann noch ein zweites Vorbereitungstreffen und dann das beliebte Vorbereitungswochenende. Beim Wochenende wird das komplette Programm sowie die Zeltgruppen festgelegt. Es werden Protokolle geschrieben, Materiallisten erstellt,… zig Emails hin- und hergeschrieben und so manches Postfach kam an seine Grenzen. Es folgen zwei weitere Treffen, beim letzten Grillen wir immer. Dann meist an einem schönen Tag im August geht es los. Wir starten in Bonfeld oder Fürfeld und an die dreißig Mitarbeiter rollen der Schwäbischen Alb entgegen.

Das Zeltlager fängt an … zuerst die Mitarbeiter, die die Zeltstadt erbauen und dann die Teilnehmer, die zehn unvergessliche Tage auf dem Schachen, einem idyllisch gelegenen Zeltplatz auf der Schwäbischen Alb, oberhalb des Großen Lautertals nahe Münsingen im Kreis Reutlingen verbringen. Zehn Tage, gefüllt von Geländespielen, Stadtrallyes, Kanu fahren, Ausflüge, Discos, Lieder am Lagerfeuer, Lagergeschichten,… uvm.

Ich fahre bewusst immer denselben Weg. Marbach-Wasserstetten-Buttenhausen. Warum? Weil ich nicht über Eglingen fahren kann. Es ist wie ein innerer Zwang. Etwas tief in mir sagt: „Jörg, fahr über Buttenhausen!“. Die innere Stimme will die enge Serpentine nehmen, will den ersten dann den zweiten Gang hoch röhren. Wenn ich den ersten Anstieg der Serpentine nehme, dann kribbelt es in mir. Eine innere Stimme sagt, dass ich bald da sein werde – in meiner zweiten Heimat. Ich werde „Ihn“ sehen. Die kommenden Kurven nehme ich schwungvoll, dann nach dem letzten Anstieg ist er da – der SCHACHEN.

Ein Gefühl voller Freude, Glück und Heiterkeit überkommt mich. Ich strahle übers ganze Gesicht. Gleich habe ich es geschafft, gleich bin ich oben „am Berg“. Ich steige aus, ich kann es kaum erwarten, die letzten Meter über den Kies zu laufen und an meinen Lieblingsstellen an zu kommen. Während ich hoch laufe fällt mein Blick nach links – sind Sie wohl da? Noch während ich mir diese Frage stelle, sehe ich zwei lachende Gesichter. Sie sind da! Heidi und Johann Arnold (Platzwart) nehmen mich freudestrahlend in Empfang. Nach einer herzlichen Begrüßung und der ersten Tasse Kaffee folgt dann die eine oder andere Frage. Die Antwort kommt im gewohnt herzlichen „des goat schooo!“. Ach, wie habe ich das alles vermisst.

Doch wie kam ich eigentlich auf den Schachen und welche Bedeutung hat er für mich und so viele andere von Euch? Angesprochen wurde ich vor 15 Jahren – von dem damaligen Jugendreferenten Christoph Lutz. Am Anfang dachte ich, jo geh ich mal mit, kann ja nicht schaden. Aber dann hat sich durch den Berg mein Leben verändert. Nicht nur durch Ihn, sondern auch durch alle Menschen mit denen ich zu tun hatte. Im ersten Jahr lernte ich Texte kennen, die mich seitdem begleiten und die ich nur mit dem Schachen in Verbindung bringe. Zum einen ist das der Text eines Gebetes -viele von Euch werden nun schmunzeln, denn ihr wisst genau, was ich meine:

Du Urgrund aller Liebe, Dir bringen wir unsere Beziehungen, hilf uns zum gegenseitigen verstehen und zum Durchstehen von besonderen Belastungen.

Zum anderen ein Lied, das Dietrich Bonhoeffer vor seinem Tod geschrieben hat. Während ich das nun schreibe, spüre ich wie meine Augen feucht werden. Als 16 Jähriger war ich mir über die Bedeutung nicht bewusst, aber Christoph brachte Sie uns bei … und seitdem ist das „das Schachenlied“ für mich.

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Vielleicht werde ich irgendwann in ein paar Jahren mal zu einem Jubiläum oder Ähnlichem auf dem Schachen sein und vielleicht ist Christoph, der Mann der mir alles lehrte und beibrachte auch da. Mit dabei seine Frau Eri und seine Kinder Anna und David. Dann hat er sicher seine Gitarre dabei und irgendwann nachts am Lagerfeuer nickt er mir zu – das ist das Zeichen. Jetzt kommt das Lied.

Und dann wünschte ich mir von ganzen Herzen, dass alle lieben Schachenmitarbeiter dabei sein werden (und net bloß zwei 😉 ) …darunter vielleicht einige, wovon ich mir 100%ig sicher bin, dass Sie diesem Lied ebenfalls diese besondere Bedeutung beimessen. Beim ersten Ton brauch ich beispielsweise André, Lars, Marco, Dinsche, Bente, René und Elia uvm. nur anschauen und ich weiß, dass wir genau da sind, wo sich Himmel und Erde berühren. Das sind dann diese wortlosen Blicke, die wir uns zuwerfen und uns verstehen.

Was ich Euch allen mit diesen Zeilen sagen möchte: Die letzten 15 Jahre waren super wertvoll für mich! Und ich bin froh, Euch alle kennen gelernt zu haben. Egal wann, wie lange ob als Teilnehmer oder als Mitarbeiter ihr auf dem Schachen gewesen seid. Ich weiß, dass ihr den Zauber des Berges gespürt habt. Ihr hattet Momente, die ihr nie mehr vergessen werdet. Ebenso die Gemeinschaft, das knisternde Lagerfeuer und den leuchtenden Sternenhimmel.

Mein innigster Wunsch an alle: behaltet diese Momente in Eurem Herzen. Egal, wo ihr seid und egal wann ihr daran denken werdet: der Schachen ist der Ort an dem sich Himmel und Erde berühren und DU bist ein Teil der Schachenfamilie.

Nadine Weißenberger, Stephan Sohn und Dominik Stirn, die den Schachen weiterführen werden, wünsche ich mit einem super Team, einem herzlichen Platzwartehepaar, der romantischen Natur der Schwäbischen Alb, den freundlichen „Ureinwohnern“ und dem Herzblut aller die dort oben sind alles alles Gute.

Und bis wir uns wieder sehen – egal wann und egal an welchem Ort, wird Gott seine schützende Hand über uns halten.

Euer Jörg